Ayurveda-Kur in Süd-Indien
Ayurveda- Kur in Süd- Indien Jan./Febr. 2010 - ein Erfahrungsbericht

Ein Traum geht in Erfüllung: Eine Reinigungskur „Panchakarma“ im Ursprungsland des Ayurveda: im sonnigen Süden Indiens. Seit meiner Ayurveda- Ausbildung 2002/2003 war dieser Wunsch in mir, nun, nach fast 6-jähriger selbständiger Arbeit mit Ayurveda war es soweit! Der erste Flug meines Lebens, der erste fremde Kontinent:
Von oben sah das Land sehr grün aus. Langsam erkannte man einzelne Palmen, ich war ganz freudig und aufgeregt.
Die Situation am Ausgang des Flughafens fand ich witzig: Eine Art Schilderwald! Ich war nicht die einzige Person, die vom Flughafen abgeholt wurde. Viele Menschen mit Schildern, auf denen Namen oder Hotelbezeichnungen standen, warteten auf die Neuankömmlinge. Eines war für mich bestimmt: der Name meines Ayurveda-Resorts. Jippi! Man hat mich nicht vergessen! Ich war erleichtert!


Die ersten Eindrücke:
Die Autofahrt war ziemlich anstrengend: es war heiß, ich hatte kaum geschlafen und ich registrierte: Dies hier ist mit nichts vergleichbar: der Verkehr (Linksverkehr, ständiges Gehupe, viele unterschiedlichste Fahrzeuge kreuz und quer); die Vegetation (üppig und tropisch), die Menschen am Straßenrand (dunkle, zierliche Menschen in ungewohnter Kleidung, die sich unterhielten, saßen, standen, beobachteten... alles in einer Ruhe und Gelassenheit, die ich mir für Deutschland wünschen würde), die teilweise sehr kaputten Häuser... Manche Gebäude waren einfach nur mit einer Plane abgedeckt (anstelle eines Daches) und es gab immer wieder „Schuppen“, an denen „Hotel“ stand, was ich echt kurios fand. Ich saß sprachlos da, staunte und war k.o..
Irgendwann...zeigte der Fahrer auf einen grünen Hügel: das Ayurveda- Resort. Endlich! Das Tor wurde geöffnet und ich gelangte an einen paradiesischen Ort voller Ruhe, Natur, Herzlichkeit und Wohlgefühl.



Begrüßung:
Sheela, die Ayurveda- Ärztin und einige Angestellte erwarteten mich schon. Sie wirkte auf mich von Anfang an wie ein Engel. Ich freute mich jedes Mal, ihr zu begegnen oder mit ihr zu reden. Noch am gleichen Tag (nach einer Ausruhphase) machte sie mit mir die Anamnese (stellte viele Fragen, Pulsdiagnose, Blutdruckmessung...) und schon am Abend gab es die erste Synchronmassage von Jisha und Remya, die jungen Frauen, die mich im Laufe der Kur 29 mal massierten.


Tagesablauf:
Der Tag begann für mich oft mit dem Ruf/Gesang einer Moschee, die aus dem Tal den Berg empor klang (um 5.30 Uhr). Da war es noch dunkel, manchmal stand ich schon auf und spazierte zum offenen Balkon, um den Ruf aus der Moschee deutlicher zu hören. Das hatte etwas Geheimnisvolles für mich. Ab 6 Uhr dämmerte es und so gegen 6.30 Uhr ging die Sonne auf. Es war jeden Tag richtig warm, immer Sonnenschein, mittags im Schatten 33 Grad, nachts 28/29 Grad.
(Aus diesem Grund gibt es dort gar keine Heizungen, in vielen Räumen und in den öffentlichen Bussen auch keine Fensterscheiben).


7.00 Uhr Yoga

Der Yogaunterricht war ein Geschenk und eine Freude. Die glücklichsten Momente erlebte ich in diesen Stunden (in den Entspannungsphasen), wenn ich meinen Körper spürte, meine Atmung wahrnahm... Das waren Momente voller Dankbarkeit und Da-Sein.


8.00 Uhr Treatment /Behandlung

(man sprach Englisch, anfangs bei mir noch etwas lückenhaft, wurde aber von Tag zu Tag besser, weil ich mit allen, auch den anderen Gästen, meistens auf Englisch kommunizierte und das trainierte sehr schnell)

Remya oder Jisha (beide waren 20 Jahre alt und noch nicht verheiratet - das ist immer noch DAS zentrale Thema junger Frauen, nach der Heirat gehen sie meistens in die Familie des Mannes, leben dort mit seinen Eltern und seinen Familienangehörigen) holte mich von der Yogastunde ab, wartete mit einer Ruhe und Anmut, die mich immer wieder faszinierte und begleitete mich zu den Behandlungsräumen.
Frauen wurden von Frauen massiert und Männer von Männern. Einmal durfte ich allerdings (zusammen mit Sheela) bei den Männern während einer Behandlung zuschauen: Nasya (eine kleine Menge mediziniertes Öl wurde in jedes Nasenloch geträufelt). Das war für mich sehr spannend, der ganze Ablauf der Behandlung...
In den ersten Tagen bekam ich am Morgen eine Synchron- Ölmassage mit heißen Stempeln (Pinda). Nach der Massage wurde ich von Jisha oder Remya im Bad gewaschen (mit einer Paste aus Kichererbsenmehl und warmem Wasser- das entfernte auf schonende Weise die Ölreste der Massage) und abgetrocknet, das war sehr schön! Ich fühlte mich wie ein kleines Kind, welches liebevoll umsorgt wird. Anschließend gab es immer ein ingwerscharf- süßes Getränk, ich wurde gekämmt (oft flochten sie mir Zöpfchen!) und mit einem Bindhi bemalt, ein schönes Ritual.



9.30 Uhr Frühstück

Morgens gab es oft Obst und Warmes, z.B. Reisfladen mit Kokosbrei, Couscous mit Ingwer und Gemüseraspeln, Reisküchlein mit Gemüse... also oft schon Herzhaftes, was für mich die ersten Tage ungewohnt war. Bald merkte ich allerdings, wie gut das dem Körper bekam: Ein leichtes und trotzdem sehr nährendes Frühstück!


10.00 – 13.00 Uhr freie Zeit

13.00 Uhr Mittag



Mittags gab es einen Teller Rohkost, Reis, Linsen (Dhal) und Gemüse. Die Gerichte waren immer sehr würzig- lecker zubereitet. Kein Fleisch, selten Fisch.

(Kaffee, Bananen, Zitronen, Chilli, Mango, Papaya, Ananas, Ingwer, Kokosnüsse, Tamarinde, Hennastrauch, Vanille, Zimt, Kardamom, Pfeffer, Cashew, Zuckerrohr, Amla, Bambus, Jackfruit, Passionsfrucht.... all das wuchs auf dem Hügel um das Haus und diese Köstlichkeiten bereicherten unsere Mahlzeiten.)


14.00-16.00 Uhr

Zeit zur freien Verfügung, meistens war es dann richtig heiß (über 30 Grad im Schatten), ich saß oft irgendwo im Zimmer/ auf dem Balkon, hing herum, tat nichts, saß in bequemen Stühlen, döste... herrlich! Allerdings sollte ich tagsüber nicht schlafen: Empfehlung der Ayurveda- Ärztin!



16.00 Uhr Yoga

Der Nachmittagsunterricht war dynamischer und tat wieder sooo gut! Alle Müdigkeit war weg, nach der Stunde fühlte ich mich klar und erfrischt.


17.00 Uhr Behandlung

In den ersten Tagen bekam ich nachmittags eine Synchron- Massage mit Kräuteröl plus anschließender Dampfbehandlung (ein Schwitzkasten, wo der Kopf herausguckt, sehr angenehm, nicht zu heiß, schön zum Wegdösen...)

Nach der Behandlung (gegen 18.- 18.30 Uhr) ging die Sonne langsam hinter den grünen Hügeln unter. Manchmal spazierte ich einen alten Stufenweg hinunter, über den man zu einem schönen Aussichtspunkt Richtung Sonnenuntergang gelangte. Das war wieder so eine besondere Atmosphäre! Dämmerung, die zeremoniellen Geräusche (von Kirchen, Tempeln + Moscheen) und von den Menschen aus den umliegenden Hügeln und Tälern gepaart mit einer Art Feierabendstimmung.... wunderschön!


19.00 Uhr Abendessen

Es war schon fast dunkel, als wir uns in der offenen Veranda zum Abendessen trafen. Abends gab es eine dünne, würzige Suppe, einen Teller mit Rohkost, Chapati (indisches Fladenbrot) und Reis, Linsen und Gemüsekreationen.
Getrunken haben wir die ganze Zeit über „red water“, eine Wasserabkochung mit einem bestimmten Gewürz, welches den Reinigungsprozess unterstützte.

Nach dem Essen:

Die indischen Mädchen waren abends immer ganz besonders schön, mit offenen Haaren, in leuchtende Stoffe gehüllt. Es war eine Freude, sie zu betrachten. Sie brachten Gläschen mit einem dunklem Gebräu, serviert auf einem Tablett – unsere Medizin! Wir waren immer froh, wenn der Geschmack einigermaßen erträglich war. Es war aber letztlich ein Spaß, vor allem in der Runde mit anderen Gästen. Geteiltes Leid ist halbes Leid!


21.30 Uhr Schlafenszeit

Meistens bin ich zu dieser Zeit schlafen gegangen. Ich war müde und Zeit für Träume war wichtig, denn diese waren während der Kur besonders intensiv.
In der zweiten Woche gab es vor dem Schlafengehen eine Tasse heiße Milch. Das mochte ich gerne, süßlich und schwer. Ein guter Schlaftrunk!


Behandlungen:
Es gab jeden Tag 2 Synchronmassagen, die ersten Tage morgens eine kräftige Stempelmassage, abends Ölmassage plus Dampfkabine. Als meine Periode einsetzte, veränderte Sheela das Programm: morgens Ölmassage (ohne Schwitzbox) und abends den langen Stirnguss (Shirodhara), an 4 Abenden hintereinander. Der 7. Tag war speziell. Morgens um 5.30 Uhr mischte ich mir ein Pulver mit warmem Wasser und sollte maximal viel trinken: der Abführtag. An diesem Morgen gab es dann kein Yoga, keine Massage. Darmreinigung war angesagt, am Abend nochmals einen Stirnguss.
Danach veränderten sich die Behandlungen bis zum Ende der Kur. Ab dem 8. Tag bekam ich morgens warm-milchig-wässrige Massagegüsse am ganzen Körper, abends matschig- weiche Reisbeutel- Behandlungen und frisch zubereitete Gesichtsmasken für meine Pitta- Haut, die durch die Wärme ein wenig mit Hautrötungen reagierte. Die Behandlungen in der ersten Woche hatten einen eher anregenden Charakter (kräftig, heiß und schnell ausgeführt), in der zweiten Woche empfand ich sie weicher und nährender.
Am 10. Tag hatte ich das „Vergnügen“, einen Öl- Basti (Einlauf mit warmem Kräuteröl) am eigenen Körper erleben zu dürfen. Das war nicht unangenehm, das Öl blieb ungefähr eine Stunde im Körper und wird für die Reinigung des Dickdarms empfohlen.


Mein Befinden während der Kur:
Am 1. Tag (Tag der Ankunft mittags) war ich natürlich von der langen Anreise sehr müde. Der 2. Tag war speziell: Tagsüber hatte ich immer mal wieder Kopfschmerzen und am Abend überhaupt keinen Appetit, mir war irgendwie übel. Erbrechen ist auch eine Therapieform der Panchakarma- Kur, wird aber sehr selten herbeigeführt. Bei mir ging das ganz von alleine. Mein Körper wollte sich anscheinend innerlich von allem befreien. Danach ging es mir deutlich besser.
Das Befinden während der ganzen Kur war immer mal wieder Thema, auch mit den anderen Gästen im Austausch: Mal fühlte ich mich leicht, beschwingt und froh, dann auch mal müde, erschöpft, hatte eigenartige Träume, war irgendwie schlecht drauf...
Insgesamt ging es mir die 15 Tage sehr gut, die frohen-beschwingten Phasen waren viel häufiger als die mühevollen. Zwischen den Gästen gab es oft sehr schöne Gespräche, denn das war für alle eine besondere Zeit.




Fazit:
Die Kombination von Wärme, Ganzkörpermassagen, Yoga (Dehnung, Kräftigung, Atmung, aktive Entspannung), leichtem Essen, frischer Luft, Natur und herzliche Menschen, die einen umgeben... löste bei uns ein Gefühl von
NICHTS-VERMISSEN aus. Der Kontakt zu den Menschen war für uns ein sehr besonderer.

(Zu UNS: Ursprünglich hatte ich vor, die Kur ganz allein für mich zu machen, mein Liebster wollte mich nach Indien begleiten und dann auf eigene Faust losziehen. Sollte anders kommen... letztlich hat er sich vor Ort entschieden, auch die Kur zu machen und für ihn war es phantastisch! Wir hatten beide Einzelzimmer, tauschten uns aber viel aus. Die Zeit war für uns eine große Bereicherung und brachte eine noch tiefere Verbundenheit. Seit unserer Abreise vom Ayurveda-Resort praktizieren wir täglich gemeinsam Yoga. Der „Baum“ bei Wellengang auf dem Hausboot, mit dem wir nach der Kur durch die Backwaters fuhren, war eine Herausforderung!).

Wir haben dort Freunde gefunden, anders kann ich es nicht beschreiben. Dieser Kontakt bleibt und wir werden bald wieder dorthin reisen. Schon während des Aufenthaltes dort kam mir der Gedanke, diesen wunderbaren Ort mit einer Gruppe von interessierten Kundinnen zu teilen. Dieser Gedanke arbeitet noch in mir. Bei Interesse könnten Sie mich einfach mal darauf ansprechen.

Hausboote in den Backwaters südlich von Cochin



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